Dorfbänke, 2013
Toni Parpan, Monika Burkhalter (Zorten, Graubünden, Schweiz)„Dabei machen wir uns doch so unentbehrlich / Spendieren Bänke, wo eine Aussicht reizt / Rennen mit an Sponsorenläufen / Und geben uns der Lächerlichkeit preis“, Antipro (Unser Latein kennt keine Grenzen).
Sie sind an Schlichtheit nicht zu überbieten, die Dorfbänke, die Toni Parpan zusammen mit Monika Burkhalter 2013 im Dorf Zorten (Graubünden, Schweiz) vor Hauswänden und in ihren Winkeln baute. Bänke sind zum Sitzen da. Spendierte Bänke haben einen gewissen Chic. Sie sind mit goldenen Namensplaketten versehen, haben Paten, die mit ihnen an diesen und jenen erinnern. All das fehlt den Parpan/Burkhalter-Bänken. Sie sind minimal. Puristisch. Aus Altholz. Damit fügen sie sich eher unauffällig in das Gesicht des Dorfes ein. Sie geben vor, schon immer dagewesen zu sein.
Die Bänke sind mal lang und mal kurz, eben so, wie sie sich am besten an ihrem Platz einrichten. Viele müssen dabei Schrägen ausgleichen, ihre Füße sind dementsprechend ungleich. Die Bänke in Zorten haben keine konkrete Aufgabe wie die Mitfahrer-Bänke im städtischen Raum. Sie haben keinen Tisch vor sich wie die Picknick-Bänke an Raststätten. Sie haben keine Rücken- oder Armlehnen. Sie sind nicht lackiert. Sie haben keinen Mülleimer neben sich wie in der Stadt. Sie stammen nicht von einem Dorfverschönerungsverein. Sie sind Kunst. Sie verfolgen ein Konzept. Sie wollten das Dorf wieder vor die Häuser locken. Zum Austausch anregen. Sie sind so unauffällig dabei, dass sie einmal mehr Robert Filliou zum Sprechen bringen: „Art is what makes life more interesting than art.“
Auf der Fotoserie, mit der die Dorfbänke dokumentiert wurden, sind keine Sitzenden zu sehen. Die Bänke blieben für den Moment der Aufnahme menschenleer – und auch in den Jahren danach wurden sie nicht in dem Maße angenommen wie gedacht. Sieben stehen noch, eine von ihnen hat ihre Bestimmung darin gefunden, Autos am Parken zu hindern. Sie waren alle den Versuch wert.
Text: Lisa Steib