Bouquet garni, 2007

Sonja Alhäusers Zutaten für ihr Bouquet garni sind nicht alle leicht zu erkennen. Es könnte sich um Schnittlauch, Thymian, Salbei und Pimpernelle handeln, die von einer roten Kordel zu umschlingen sind. Es ist typisch für Sonja Alhäusers Rezept-Zeichnungen, dass sie wie Handlungsanweisungen zu lesen sind. Die Karotten und Wurzelgemüse wie Sellerie und Petersilie, die zum Einsatz kommen, sind vermenschlicht und tragen Geschlechtsmerkmale, haben Gesichter und Gliedmaßen, die ihnen eine Komik verleihen. Eine gestrichelte Linie deutet an, dass ihnen das Grün vom Kopf geschnitten werden sollte, ehe sie Verwendung finden. Sie sind in einem dynamischen Reigen miteinander in Kommunikation verbunden, halten sich teils an den Händen.

Auch Knoblauch kommt ins Spiel, der sich mit neun Zehen, einem Pfeil folgend, zum Bouquet garni hinzugesellt. Man merkt: Sonja Alhäuser ist eine Künstlerin und Köchin mit Leib und Seele. Diese Beseelung wandert auf ihre Rezept-Zeichnungen, die eine überbordende Fülle an Delikatessen bereit halten. Die Wurzelwesen geben der Zeichnung Bouquet garni ihre Struktur und ihre Belebung. Die Kräuter sind die weiteren Hauptdarsteller. Die Dynamik des Bildes regt dazu an, selbst zur Tat zu schreiten und eine Bouillon zu zaubern.

Sonja Alhäusers Werk strotzt vor Lebendigkeit und Genuss, ohne dabei die Abgründe des Lebens auszusparen. So erzählen die Zeichnungen auch vom Werden und Vergehen, vom Spiel bis zum Kampf der Geschlechter. So leicht und humorvoll das Bouquet garni daherkommt, so imposant sind bisweilen ihre Skulpturen (aus Butter oder Schokolade) und die opulenten Bankette, die eine Überfülle in Szene setzen.