Blumen Arrangement, 2015

Thilo Droste (Berlin)
Material Blumen, per Post versandt, beigelegte Karte

Freunde, vergeßt nie diese goldene Regel: Nichts kann schaden in der Kunst, solange ihr frech seid. 1 James McNeill Whistler

Thilo Droste nahm 2015 James McNeill Whistler beim Wort. Er war frech. Auf die Ausschreibung eines Stipendiums reagierte er mit einem Geschenk an die Jurymitglieder. Jedem einzelnen Jurymitglied sandte er per Post ein Paket zu. Darin befand sich jeweils ein Strauß aus drei Blüten weißer Amaryllis 2. Begleitet wurden die Pakete von einer Karte mit dem Zitat von James McNeill Whistler. Den Wettstreit um ein Künstler-Stipendium flankiert Thilo Droste damit mit einem Verweis auf einen berühmten Vorgänger.

Die Auswahl der Blumen hatte Thilo Droste nach einem Lexikon der Blumensprache getroffen: Der Strauß vermittele danach „einzelkämpferischen, anmutigen Stolz, der seinen Auftritt geniesst“, wer diese Blüten verschenkt „schmeichelt mit Charme und der Kunst zu gefallen“, zeige „Unabhängigkeit und Willensstärke“ und transportiere „Interesse und Respekt.“ Sieben Jurymitglieder verweigerten die Annahme des Pakets und der Künstler erhielt innerhalb einer Woche diese Pakete zurück. Das beigefügte Portfolio bildete als erstes Werk die Aktion Blumen Arrangement ab.

Thilo Droste ist ein Künstler, der mitunter die Provokation in sein Werk einfließen lässt. So hinterließ er 2015 einen Gipsabdruck seines Fußes in einer Ausstellung der Deichtorhallen Hamburg. Titel der Arbeit: Einen Fuß in die Tür bekommen - Artist`s Footprint 3. Mit diesen gekonnten Gesten streut Thilo Droste Sand in die Mechanismen und Gepflogenheiten des Kunstbetriebs. Er steht damit in der Tradition sogenannter institutionskritischer Kunst 4. Sein Markenzeichen ist dabei ein bisweilen bissiger Humor, dem man nicht entkommen kann. Das Blumen Arrangement ist charmant und kritisch zugleich – die Frechheit nicht zu vergessen. Das Stipendium wurde dennoch nicht an Thilo Droste vergeben.

1 Karl Eugen Schmidt (Hg.), Künstlerworte, gesammelt von Karl Eugen Schmidt, Leipzig 1906, S. 301.

2 „(*griech. Αμαρυλλίς), Name einer schönen Hirtin/Nymphe in einer Ekloge (Hirtengedicht) von Vergil“, Lotte Burkhardt, Eine Enzyklopädie zu eponymischen Pflanzennamen: Von Menschen & ihren Pflanzen, Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, 2022, https://www.bgbm.org/sites/default/files/Burkhardt_2022_Eine_Enzyklop%C3%A4die_zu_eponymischen_Pflanzennamen.pdf, 17.06.2022.

3 Vgl.: http://www.thilodroste.de/einenfuss.php, 30.06.2022.

4 Zum Begriff der Institutionskritik vgl.: Isabelle Graw, „Jenseits der Institutionskritik. Ein Vortrag im Los Angeles County Museum of Art“, Texte zur Kunst, Heft Nr. 59 / September 2005 „Institutionskritik“, https://www.textezurkunst.de/59/, 17.06.2022.